Auslandspraktikum in Japan
18. August 2025

Tim Wieling ist im dritten Lehrjahr seiner Ausbildung zum Industriekaufmann und durchlebte im Sommer 2025 ein Auslandspraktikum in Japan. Wie es dazu kam und was er dort erlebt hat, verrät er im Interview.
Tim, du warst in den letzten drei Wochen bei Technis Co., Ltd, unserem japanischen Partner. Wie bist du auf die Idee gekommen, dein Auslandspraktikum ausgerechnet in Japan zu machen?
Japan war schon immer mein Traumreiseziel. Bereits durch 2G hatte ich die Möglichkeit, ein Auslandspraktikum in den USA zu absolvieren, was für mich eine wertvolle und prägende Erfahrung war. Als ich erfuhr, dass 2G auch Partner in Japan hat, kam mir sofort die Idee, nachzufragen, ob es die Möglichkeit gibt, dort ebenfalls ein Auslandspraktikum zu machen. Neben meinem besonderen Interesse an Japan reizt mich auch allgemein, möglichst viele unterschiedliche Kulturen kennenzulernen und mich auf neue Perspektiven einzulassen.
Es mussten wahrscheinlich einige Punkte geklärt werden, um das Praktikum in Japan machen zu können. Wie lief der Antragsprozess für das Auslandspraktikum ab?
Zunächst habe ich gemeinsam mit meiner Ausbilderin und der Personalabteilung besprochen, ob es möglich wäre, ein zweites Auslandspraktikum zu absolvieren. Nachdem ich hierfür die Zustimmung erhalten hatte, wandte ich mich an den internationalen Vertrieb, um den Kontakt zu den Partnerbetrieben in Japan herzustellen. Dabei unterstützte mich Andre Banken, International Sales Director bei 2G, tatkräftig: Gemeinsam erarbeiteten wir ein Anschreiben, das wir an die japanischen Partner versendeten.
Nach den Rückmeldungen der Partner setzten Andre und ich uns erneut zusammen, um zu entscheiden, welchen Betrieb ich besuchen würde. Nach der firmeninternen Bestätigung nahm ich Kontakt zu meiner Berufsschule auf, die mir – wie schon beim Auslandspraktikum in den USA – als wichtige Kommunikations- und Organisationsschnittstelle zur IHK zur Seite stand.
Gemeinsam mit der Berufsschule füllte ich die notwendigen Anträge für die IHK aus. Nach einigen Unterschriften und dem Einreichen der erforderlichen Unterlagen stand schließlich fest: Ich konnte mein zweites Auslandspraktikum in Japan antreten.
Wie bist du mit der japanischen Arbeitskultur zurechtgekommen?
Die japanische Arbeitskultur unterscheidet sich in einigen Punkten deutlich von der deutschen, weist jedoch auch bemerkenswerte Gemeinsamkeiten auf.
Was mir besonders auffiel, war der Stellenwert, den der Beruf in Japan einnimmt. Nach Gesprächen mit Studenten wurde mir klar, dass Arbeit für viele Japaner an oberster Stelle steht – oft sogar vor Familie und Freunden. Hinzu kommt, dass die Arbeitszeiten deutlich länger sind als in Deutschland: Für viele ist es ganz selbstverständlich, täglich mehr als zehn Stunden zu arbeiten. Auffällig war auch die ausgeprägte Höflichkeit. Selbst bei kleinsten Gefälligkeiten wurde sich aufrichtig bedankt, was einen respektvollen und wertschätzenden Umgang unterstreicht. Darüber hinaus ist die Hierarchie in japanischen Unternehmen klarer definiert als in vielen modernen deutschen Betrieben, wo flachere Strukturen zunehmend üblich sind.
Gleichzeitig konnte ich einige Parallelen feststellen. Sowohl in Japan als auch in Deutschland wird Pünktlichkeit sehr geschätzt und das Privatleben klar von der Arbeit getrennt. Der Anspruch an Leistung und Qualität ist in beiden Ländern hoch – nicht umsonst genießen sowohl die deutsche als auch die japanische Industrie international ein hohes Ansehen. Außerdem gibt es traditionell in beiden Kulturen eine Tendenz zu langfristigen Arbeitsverhältnissen, die auf Stabilität und Vertrauen setzen.
Hast du während deiner freien Zeit etwas von Japan erkunden können?
In meiner Freizeit hatte ich die Möglichkeit, Japan ausgiebig zu erkunden – sowohl unter der Woche am Abend als auch an den Wochenenden nutzte ich die Zeit, um die Stadt Tokio in Ruhe kennenzulernen. Ich war in verschiedenen Stadtteilen unterwegs, um das besondere Flair der Metropole einzufangen, und probierte mich durch die Vielfalt der japanischen Küche: von Ramen über Sushi bis hin zu ungewöhnlichen Gerichten, die man in Deutschland eher selten findet.
An einem Wochenende machte ich einen Ausflug aus der Stadt hinaus, um den Mount Fuji zu sehen. Nach einer rund dreistündigen Bahnfahrt erreichte ich die Vororte des beeindruckenden Berges. Während meines Aufenthalts konnte ich viele neue Freundschaften schließen – sowohl mit Japanern als auch mit Europäern und Amerikanern, die ich vor Ort in Tokio kennenlernte. Neben den klassischen Sehenswürdigkeiten der Stadt besuchte ich auch zahlreiche Tempel, Schreine, Parks und Gärten, da mich die verschiedenen Religionen und kulturellen Traditionen Japans besonders interessieren.
Nach Abschluss meines Praktikums reiste ich weiter nach Osaka, wo ich die Innenstadt und nahegelegene Städte wie Nara erkundete. Anschließend führte mich meine Reise nach Kyoto, die ehemalige Hauptstadt Japans, die für ihre unzähligen Tempel und Schreine berühmt ist. Dort versuchte ich, innerhalb von vier Tagen möglichst viele der kulturellen Highlights zu sehen – was bei der Fülle an Attraktionen kaum möglich war. Insgesamt habe ich jede Gelegenheit genutzt, um so viel wie möglich über die Kultur, die Religionen und das alltägliche Leben in Japan zu erfahren.
Japan ist nicht gerade ein günstiges Ziel. Welche Möglichkeiten hast du gefunden, deinen Aufenthalt zu finanzieren?
Für mein Auslandspraktikum konnte ich das Förderprogramm Erasmus+ in Anspruch nehmen. Dadurch erhielt ich einen Tagessatz für die Unterkunft sowie eine Reisepauschale. Zusätzlich unterstützte mich 2G mit einem finanziellen Beitrag, sodass ich die Kosten für den Flug und die Unterkunft vollständig ohne eigenen Anteil abdecken konnte. Die Ausgaben für Verpflegung sowie den öffentlichen Nahverkehr, wie S- und U-Bahn, habe ich hingegen selbst übernommen.
Was würdest du einem anderen Azubi raten, der in Japan ein Auslandspraktikum machen möchte?
Wer ein Auslandspraktikum in Japan plant, sollte sich darauf einstellen, dass viele Menschen dort kein Englisch sprechen. Oft hilft dann nur noch, sich mit Händen und Füßen zu verständigen. Außerdem ist es sehr empfehlenswert, sich im Vorfeld über die landestypischen Verhaltensregeln zu informieren. Manche davon mögen aus deutscher Sicht ungewöhnlich wirken, gehören in Japan jedoch fest zum Alltag.
Offenheit für neue Kulturen ist ebenfalls wichtig. Auch wenn die japanische und die deutsche Kultur gewisse Gemeinsamkeiten haben, gibt es doch viele Unterschiede, die im täglichen Leben spürbar sind. Man sollte zudem darauf vorbereitet sein, in einer völlig fremden Umgebung zu leben – allein die Tatsache, dass man oft kein lateinisches Alphabet liest, kann anfangs ein Gefühl der Fremdheit und Unsicherheit hervorrufen.
Trotzdem würde ich jedem Auszubildenden empfehlen, ein Auslandspraktikum in Japan zu machen. Es ist eine einzigartige Gelegenheit, eine so faszinierende und zugleich fremde Kultur kennenzulernen. Die Menschen vor Ort sind unglaublich freundlich, höflich und einladend. Die gesammelten Erfahrungen machen nicht nur selbstständiger, sondern stärken auch das Selbstbewusstsein – gerade, weil man sich erfolgreich den Herausforderungen in einer völlig neuen Umgebung stellt.
Was ist dein Fazit zum Auslandspraktikum in Japan?
Durch mein Auslandspraktikum in Japan konnte ich nicht nur fachlich, sondern auch persönlich enorm viel dazulernen. Ich erhielt einen tiefen Einblick in eine völlig andere Arbeitskultur und konnte viele wertvolle Eindrücke mit nach Deutschland nehmen. Die Zusammenarbeit mit den Kollegen vor Ort war ausgesprochen angenehm – trotz sprachlicher Barrieren fanden wir gemeinsam Lösungen und arbeiteten effektiv zusammen.
Auch privat habe ich zahlreiche unvergessliche Erlebnisse gesammelt: vom Erkunden der Städte über den Kontakt zu Einheimischen bis hin zum Ausprobieren der vielfältigen japanischen Küche. Diese Reise hat mein kulturelles Verständnis deutlich erweitert und mich noch offener gegenüber anderen Lebensweisen gemacht.
Das Leben in einer fremden Umgebung hat mich selbstständiger werden lassen und mir mehr Sicherheit im Umgang mit neuen Situationen gegeben. Rückblickend würde ich jederzeit wieder ein Auslandspraktikum in Japan machen und kann es jedem nur empfehlen – sowohl für die berufliche als auch die persönliche Entwicklung.







