Blaupause für systemdienliche Verknüpfung
Im niedersächsischen Papenburg ist eine innovative KWK-Anlage in Betrieb gegangen. Von ihr profitieren nicht nur ansässige Gewächshausbetreiber, sondern auch das Stromnetz.
Zahlen & Fakten
Das Projekt „Hafenwärme Papenburg“ zeigt „eindrucksvoll, dass die Integration erneuerbarer Energien in den Wärmesektor auch in industriellen Maßstäben möglich ist“, sagt Christian J. Castro, Abteilungsleiter Business Development bei Denker & Wulf und Projektverantwortlicher.
„Insbesondere für die Industrie können entsprechende Anlagen noch einige Zeit eine wichtige Rolle spielen. Die ursprüngliche Idee sei es anfangs gewesen, „Erneuerbare-Energien-Projekte direkt mit Power-to-Heat-Anlagen zu kombinieren. Dann entwickelte sich schnell der Plan, im Rahmen einer strategischen Partnerschaft Sektorenkopplungsanlagen für die Energiewende zu entwickeln und zu bauen“, erzählt Castro. „Wir haben Wärmeabnehmer und ein geeignetes Grundstück gefunden, die es ermöglicht haben, die iKWK-Anlage Papenburg zu errichten und zu betreiben“, sagt Martin Rechl, Geschäftsführer der Glood GmbH. Die Anlage erhielt 2022 die iKWK-Zulassung und ging anschließend in den Regelbetrieb über. Die Wärme wird über eine rund drei Kilometer lange Fernwärmeleitung an Gartenbaubetriebe geliefert. Diese hatten sich zuvor zu einem überwiegenden Teil mit Wärme aus der Kohleverbrennung versorgt.
Die iKWK-Anlage in Papenburg verfügt über eine thermische Gesamtleistung von etwa 9 MW und eine elektrische von 10 MW. Insgesamt erzeugen vier Großwärmepumpen mit je 700 kW Leistung regenerative Wärme. Die Anlage besteht zudem aus zwei kleineren und zwei großen Blockheizkraftwerken des Herstellers 2G Energy. Zum iKWK-System gehört außerdem eine Power-to-Heat-Anlage mit 2.750 kW von Glood. Vier Großwärmepumpen, vier BHKW, eine PtH-Anlage, ein Pufferspeicher. Die Kombination von hochflexiblen Blockheizkraftwerken mit vier Großwärmepumpen und einer Power-To-Heat-Anlage stabilisiert gleichzeitig das öffentliche Stromnetz. Anstatt Wind- und Solarkraftwerke in Zeiten zu hoher Einspeisung einfach abzuschalten, wird überschüssiger Strom hier in Wärme umgewandelt und direkt oder über einen 5 Millionen Liter fassenden Zwischenspeicher für den Heizbetrieb nutzbar gemacht. Somit kann laut den Projektpartnern die iKWK-Anlage an der Seeschleusenstraße geradezu als Blaupause für die systemdienliche Verknüpfung des Wärme- und Stromsektors im Sinne der Energiewende betrachtet werden. Die geplanten jährlichen Energiemengen liegen bei rund 30 Millionen kWh Strom und etwa 40 Millionen kWh Wärme. Solche Anlagenkombinationen werden für die Wärmewende wichtiger, ist sich Castro sicher.